Exzellenz - für wen?

Letzte Woche ist die TU Dresden zur Elite-Uni geworden. Was sehr schön ist für uns, denn das ist (wenn man die Berliner mal weglässt) die einzige ostdeutsche Uni, die diesen Status erhalten hat. Das die Bewerber-Zahl jetzt in die Höhe schnellen und die Mieten höchstwahrscheinlich nochmal um 100€ erhöht werden, muss ich jetzt ja kaum erwähnen (wir waren ja letztes Jahr mit einer Mieterhöhung um 40€ konfrontiert wurden - für unsere hässliche, kleine, schiefe Bude an einer 4-spurigen Straße).
Aber was mich ärgert ist, dass es für uns Studenten eigentlich nichts bringt, außer der Möglichkeit, den zukünftigen Arbeitgeber mit dem Abschlusszeugnis zu beeindrucken. Zumindest für die nächsten 5 Jahre. Auch ich habe inzwischen endlich meinen Bachelorabschluss und auch wenn die Noten nicht ganz stimmen, so ist mein Abschlusszeugnis im Wert schon irgendwie gestiegen.

Ich habe mich letztes Jahr dazu entschieden, meinen Master wo anders zu machen. Zum einen hatte ich die Uni satt, da alles drunter und drüber läuft (inzwischen musste ich feststellen, dass es an anderen Uni nicht anders ist). Zum anderen wollte ich endlich andere Meinungen und Einblicke in die Wissenschaft kennen lernen. Wenn man immer wieder dieselben Dozenten hat, wird es irgendwann immer das Gleiche. Und außerdem sagte mir der Master nicht zu. Wieso sollte ich in einem BWL-Master noch einmal VWL als Ergänzung belegen, Fächer, die ich schon nach dem 3. Semester gemieden habe? Das wollte ich nicht einsehen und nach dem abscannen sämtlicher deutscher Hochschulen, die meinen Kriterien entsprachen (keine Studiengebühren, Inhalte des Masters, und am wichtigsten: die Zulassungsbeschränkung), fiel meine Wahl letzten Endes auf meine Heimatuni, die einen einzigartigen Studiengang hat, der meine Vertiefungsrichtungen aus dem Bachelor aufgreift und weiterführt.

Heute ärgere ich mich ein bisschen, dass ich nicht an der TUD geblieben bin/bleiben durfte. Ich will nicht sagen, dass die TU Chemnitz schlecht ist, keineswegs. Ich finde es sogar sehr gut hier. Nur wurden wir Bachelor-Studenten systematisch aussortiert.
Ich gebe zu, dass ich gerade am Anfang das Studium schleifen lassen habe. Uni? Scheiß drauf, wir fahren nach London! Das schlug sich auch in meinen Noten wieder. Damals galt eher: hauptsache bestanden. Was in manchen Fächern aber auch trotz intensiven Lernens nicht anders ging, selbst in meinem letzten Semester war es teilweise so. Als ich an einen Punkt kam, an dem ich nicht mehr weiter wusste und dank diesem das Beste daraus gemacht habe, was ich machen konnte (Praktikum im Ausland), merkte ich, dass meine Chancen auf einen Masterplatz nicht gerade rosig aussahen. Ich schraubte meine Freizeit runter und versuchte, das Maximum rauszuholen und meine Ergebnisse zeigten, dass es auch anders geht und ich es kann. Leider reichte das nicht mehr für eine Spitzennote.
Es ärgert mich, dass ich den Master meiner 1. Wahl nicht machen durfte. Für Wirtschaftsinformatik fehlten mir 20 oder 30 ECTS aus dem Bereich Informatik. Die hätte ich machen können, aber soviel Zeit hatte ich nicht. Heute denke ich, dass ich das eigentlich "nach" meinem Bachelor hätte machen können. Aber die Angst, dass ich trotzdem keinen Masterplatz bekommen könnte und ich endlos weiterstudieren würde, zwangen mich anders zu denken.

Aber es ärgert mich, dass wir TUler eigentlich aussortiert wurden. Ich wurde abgelehnt, weil mein Notendurchschnitt zu dem Zeitpunkt der Bewerbung zu schlecht war. Auf 110 Plätze kamen mehr als 300 Bewerbungen. Das ist ziemlich hart. Meine Freundin ist ebenfalls nicht genommen worden, schrieb aber noch ihre Bachelorarbeit. Sie sitzt in den Masterveranstaltungen drin, in der Hoffnung dieses Jahr angenommen zu werden, und kennt da bis auf einzelne Gesichter niemanden mehr. Letztlich habe ich erfahren, dass ich nicht das Schlusslicht des Jahrgangs bildete, sondern den Durchschnitt. Tatsächlich waren wir alle "so schlecht". Die besten waren bei 2,1. Zeigt das nicht das Niveau der Uni? Ich habe inzwischen wirklich das Gefühl, dass an der TUD das Niveau eine ganze Stufe höher liegt, als an anderen (sächsischen) Hochschulen. Wann immer ich mir die Notenverteilungen meiner Prüfungen anschaute, dachte ich: wow ich bin im vorderen Drittel! Und trotzdem war ich "so schlecht". Und am Ende zählte wirklich die Abschlussnote als Zugangsvoraussetzung? Selbst Prof. Schoop sagte uns, er fände es ungerecht, denn (und das hatte er wortwörtlich so gesagt) wir hätten einfach nicht die Noten der FHler. Ja Tatsache, eine Uni nimmt als Hauptkriterium den Notendurchschnitt, ganz egal, wo und was für einen Abschluss sie gemacht haben. Einen BWLler an irgendeiner privaten FH? Hey egal, den nehmen wir, der hat ne 1. Unsere eigenen Studenten? Fuck you! Dass die Inhalte und die Abschlüsse teilweise wirklich gravierend abweichen, davon muss ich wohl nicht reden. Dieses Jahr braucht man wahrscheinlich schon 0,5, um reinzukommen.


Und trotzdem, wem nützt eigentlich dieser Elite-Status? Den Studenten? Wohl kaum. Der gilt nur für die Spitzenforschung und dahin geht das Geld. Was für den einzelnen bleibt? Wohl nicht viel. An einer Massenuni wie der TUD ist man nur eine Nummer unter vielen. Persönliche Betreuung? Bis auf meine Bachelorarbeit war da nicht viel von zu spüren.
Zudem sollte jede Hochschule in Sachsen aus Spargründen Stellen abbauen. Das wurde für die TUD jetzt ausgesetzt. Stattdessen sollen alle anderen Hochschulen eben mehr Stellen abbauen. Hey, wir als Studenten freuen uns! Die Qualität der Lehre nimmt zugunsten der Forschung stetig ab. Statt all die Energie für diesen Elite-Status aufzuwenden und dafür jetzt Millionen an Fördergeldern einzustreichen, hätte man sich lieber dafür stark gemacht, die Stellen an den Hochschulen zu erhalten. DA hätte das Geld wohl besser hingepasst. Jedes Jahr kommen mehr Studenten an die Hochschulen und es werden weniger Lehrkräfte. Wozu studieren wir dann eigentlich noch?


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