Ein Nachruf für ein ganz besonderes Familienmitglied.

Dieser Blog wurde von mir zuletzt doch recht stiefmütterlich behandelt. Und auch der heutige Eintrag ist nicht sonderlich leicht verdaulich.

whiski
Gestern haben wir unseren Hund zu Grabe getragen. Gut, ich war nicht dabei. Aber in Gedanken war ich es. Nach fast 14 Jahren war es dann doch so weit. Und das kam nicht einmal plötzlich.
Man konnte den körperlichem und geistigem Verfall über die letzten Wochen zusehen und nichts dagegen unternehmen. Es tat weh, ihn so zu sehen, wie er sich bemühte aufzustehen, wie er gegen Türen und Fenster lief, wie er nichts mehr essen wollte und doch Hunger hatte. Mir war schon vor 2 Wochen klar, dass er in den letzten Monaten rapide abgebaut hatte und es einfach nicht mehr ging.

Unseren ersten Hund Whiski haben wir 1998 in unser Haus geholt. Von einem Hund war schon so lange die Rede und obwohl es immer wieder Auseinandersetzungen mit meinen Großeltern über dieses leidliche Thema gab, ob der Hund jetzt den gepflegten Garten zerstören könnte, haben wir sie am Ende doch überzeugen können. So kam ein kleiner süßer Golden Retriever-Welpe aus dem Erzgebirge und brachte unser Leben gewaltig durch einander.

Wo soll man nur anfangen zu erzählen? Es gab so vieles was wir Hundelaien falsch gemacht haben. Der Kleine wurde schnell zu einem verzogen Bengel, ein Dickschädel wie er im Buche steht. Mit vielen Leckereien verwöhnt (die Kinder wollen ihn ja füttern), wurde er schnell zu einem dicken Exemplar der Gattung Hund, der dringend einer Diät bedurfte. Seine Liebe zu Wasser hat er von seinen Artgenossen geerbt und es war einfach zu drollig, wie er stundenlang am Strand vor dem Wasser stehen konnte und darauf wartete, dass jemand einen Stein warf, während ahnungslose Passanten nach dem Halter dieses Tieres suchten.
Whiski war ein durchaus intelligenter Hund, der nichts, aber auch nichts, ohne Berechnung machte. Wenn es nichts zur Belohnung gab, dann blieb er seelenruhig liegen. Zwischenzeitliche Abneigungen gegenüber kleineren Kindern ließen sich durchaus in den Griff bekommen.

Schon vor 4 Jahren gab es einen Zwischenfall durch eine Magenverdrehung. Noch heute wundert es mich, dass er das überlebt hat. Zum Glück. Es ist unglaublich, welch immens großen Lebenswille dieser Hund hatte, dass er das gemeistert hat und uns allen zeigen konnte: "Hey, so schnell werdet ihr mich nicht los!"

Anhand der Jahre, die wir gemeinsam verbracht haben (obwohl ich vor mehr als 5 Jahren zu Hause ausgezogen bin), war er in meinem Leben länger anwesend, als er es nicht war. Bei meinem Bruder steht es zeitlich sogar 2:1. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie es ohne ihn sein wird. Niemand wird da sein, der mir einen Schuh entgegenträgt, wenn ich an der Tür klingle. Kein müdes Grummeln, dass unterm Bett hervorkommt und sagen will: "Jetzt kümmer dich doch endlich um mich!" Keine Bettelei nach Essen.

Obwohl wir uns in den letzten Jahren eher weniger zu sagen haben - mag es an der quirligen, sich immer vordrängelnden Amy liegen oder daran, dass Whiski einfach nur unglaublich träge war - ich werde ihn unglaublich vermissen. Ich zolle ihm Respekt dafür, dass er unsere gesamte Jugend miterlebt hat und so eine treue Seele war. Ein großartiges Haustier mit einem riesigen Dickschädel und einem Herz aus Gold.

Ruhe in Frieden, mein Liebes! Du hast dein Leben in vollen Zügen gelebt, und wir werden dich niemals vergessen.

0 Kommentare