Komisch, je länger ich darüber nachdenke, desto blöder wird dieser Gedanke eigentlich, der mich jetzt schon eine ganze Weile lang beschäftigt. Eigentlich beschäftigt mich das Ganze jetzt schon knapp eineinhalb Jahre, ja tatsächlich schon so lange...
Ich weiß nicht recht, es tat weh, als ich es erfuhr. Nicht so sehr, wie ich es erwartet habe und das wundert mich. Ich habe nicht eine einzige Träne geweint, wie ich es zuvor so oft, wenn nicht fast täglich, getan habe. Es war ein Schock, davon musste ich mich erst einmal erholen und es verging bis heute fast kein einziger Tag, an dem ich mich nicht gefragt habe, wieso eigentlich.
Was habe ich falsch gemacht?
Was war es, das letztendlich den Ausschlag dafür gab?
Es kann nicht nur an einer gewissen Person gelegen haben, deren Name ich nicht auszusprechen berechtigt bin. Etwas war und ich weiß nicht was.
Ich meine, ich wusste, auf wen ich mich da einließ. Vielleicht wollte ich es nicht glauben, vielleicht war ich gar der festen Überzeugung ihn zu ändern, ihn mit etwas zu konfrontieren, das er bisher nicht kannte. Vielleicht war ich nicht stark genug, um das auch wirklich zu tun.
Heute will ich nicht mehr darüber nachdenken. Ich habe es verdrängt. Ich habe versucht, keinen einzigen Gedanken, der mir einmal mehr mitten ins Herz stechen könnte, zu verschwenden. Letztlich wäre es besser, ich würde darüber nachdenken können, aber ich kann es nicht. Denn ich wollte es mir so lange nicht eingestehen, ich dachte, ich sei darüber hinweg und doch bin ich es nicht.
Es tut immer noch weh.
Ich bin ein Mensch, der sich zu viele Gedanken über so etwas macht. Ich denke zu oft darüber nach, was andere Leute denken, was passierte, was passieren kann. Ich schwelge zu oft in Erinnerungen, um vorrausschauend zu sein. Wahrscheinlich ist es das, was mir Angst macht: einfach nach vorn zu sehen und nicht darüber nachzudenken, ob es vielleicht auch hässlich werden könnte. Ich wiege mich lieber in der trügerischen Sicherheit, dass alles in Ordnung sei anstatt den Tatsachen ins Gesicht zu sehen. Das selbst zu erkennen ist gut, aber auch schwierig, denn ändern kann ich mich nicht so einfach.
Ich wollte es nicht zugeben, aber ich glaube, ich schaffe das mein Leben lang nicht. Ich habe geglaubt, dass es genau das sei, dass es das sei, was ich wollte. Es war perfekt, er war zu perfekt für mich. Er war genau das, was ich mir immer erträumt hatte und das war einfach der Haken. Meine Seifenblase ist geplatzt, sie hing an dem Nagel, den ich selbst nicht beiseite schieben konnte. Und das tat einfach weh. Die Erfahrung zu machen, wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt zu werden, ist schmerzhaft und nagt an einem und man sollte versuchen, darüber hinweg zu kommen, indem man darüber spricht, doch dazu habe ich nicht den Mut. Ich habe geglaubt, es sei besser, sich einzureden, dass es so wesentlich besser sei, und doch war es das nicht.
Um ehrlich zu sein, ich vermisse ihn noch immer. Bilder zu sehen fügt mir Schmerzen zu, die manchmal beinahe schon unerträglich sind. Erinnerungen kommen hoch, schöne, viele viele schöne. Es gab keine schlechten, in denen er bei mir war. Es gibt nur Erinnerungen, in denen er mir in die Augen schaut und so viel sagt, ohne ein Wort zu sagen, in denen er mir ein Lächeln schenkt, das mich für meine schlechte Laune entschädigt, in denen er mich umarmt und ich glaube, dass genau da der Himmel auf Erden ist, und all das fehlt mir. Es fehlt mir so sehr und er fehlt mir so unendlich, obwohl ich weiß, dass es vorbei ist, endgültig, obwohl ich weiß, dass diese aufkeimende Hoffnung umsonst ist.
Ich will vergessen und doch kann ich nicht. Wieso kann ich es nicht? Wieso war ich ihm nur so egal, dass er ohne mit der Wimper zu zucken plötzlich Schluss macht und kein Wort mehr mit mir wechselt, obwohl ich den Grund nicht kenne? Genau das ist es, was mir solche Sorgen macht, was mich nicht in Ruhe lässt. Vielleicht gäbe es Gründe, hätte er sie jemals ausgesprochen, aber das tat er nicht und lässt mich hier in meiner Unsicherheit allein.
Ich habe das Gefühl, dass alles von vorn beginnen könnte, würden wir uns erneut begegnen. Es gibt Menschen, unter die will und kann ich einfach keinen Schlussstrich ziehen, weil sie mir so unendlich viel bedeuten, dass ich sie nicht aus meinem Herzen streichen kann. Ich weiß nicht, ob es jemals wieder einen solchen Menschen in meinem Leben geben wird und ich glaube es kaum. Manchmal hatte ich das Gefühl, das es eine Art von Seelenverwandschaft gewesen sein könnte, doch der Schein trügt mich offenbar.
Nicht immer ist es richtig, sich auf sein Gefühl zu verlassen.