Maaaaaaaaaann,

also nachdem mein Bloggerdasein ziemlich eingeschlafen ist - und ich weiß wohl auch an welchem Punkt etwa - komme ich mal wieder zurück. Back to the basics also. So beim Durchscrollen bin ich mal auf einen tollen Eintrag gestoßen, den ich vor nunmehr über 10 Jahren gemacht habe und leider habe ich den richtigen Zeitpunkt nicht erwischt (ich war an diesem Tag leider leider schwer beschäftigt, meinen Urlaub zu genießen), um darauf Bezug zu nehmen, deshalb kommt das jetzt. Da habe ich nämlich folgendes geschrieben:
Mein 20. Post und das an meinem 20. Geburtstag. So. Was soll ich jetzt sagen, irgendwie fängt etwas neues an und etwas altes hört auf. Aber ich weiß nich so recht. Rückblickend würde ich sagen, war meine Zeit als Teen ein einziger Horror. Zumindest war es bis ich 18 war nicht besonders schön und ich hab das Leben wohl erst vor 2 Jahren wirklich entdeckt. Ich kann nicht behaupten, dass es ziemlich scheiße gewesen wäre, aber so megatoll auch nicht. Trauere verpassten Chancen hinterher, die ich hätte nutzen sollen. Bin nicht ganz zufrieden mit mir. Vorraussehend kann ich nur behaupten: vielleicht wird das jetzt die beste Zeit meines Lebens! Man kann nicht behaupten, dass die Zwanziger schlechter wären, schätze, sie sind sogar noch besser. Zeit um große Pläne zu schmieden, die man unbedingt gerne in die Tat umsetzen möchte. Oooooooh, es gibt schon einige Dinge, die ich gerne tun möchte und ich genieße meine riesige Freiheit. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt! ;) Bin eigentlich zufrieden an der Stelle, an der ich jetzt bin. Könnte besser sein - aber auch schlechter. Immer so sehen, also auf die nächsten 10 Jahre, denn dann bin ich wirklich alt. o.O
Richtig. So lange ist das schon her. Jetzt bin ich tatsächlich 30. Haha, und immer noch genauso bekloppt, wie damals. Oder?
Lassen wir das doch mal Revue passieren. Tatsächlich stimme ich zu, meine 20er waren wesentlich besser als meine Teenie-Zeit. Wobei ich sagen muss, dass mit viel Freiheit auch viel Verantwortung kommt und das nicht immer etwas tolles sein mag. Ich bin insgesamt "nur" 5 mal umgezogen (in Dresden, vorübergehend weg von dort, wieder zurück in die Wohnung, nach Chemnitz und in Chemnitz) und halte es in meiner jetzigen Wohnung immerhin schon fast 6 Jahre aus. Aber ich denke mal, nicht mehr lange.
Ich habe die Uni beendet, sogar später als gedacht, aber immerhin habe ich mich trotz vieler schlafloser Nächte und Gedanken durchgemogelt. Oder erfolgreich absolviert, das trifft zumindest die Zeit im Master eher.
Gab es verpasste Chancen? Sicher. Aber ich will denen eben nicht hinterhertrauern, denn das bringt nichts. Ich habe mich oftmals entschieden, meinen Weg zu gehen und damit bin ich auch zufrieden. Große Pläne habe ich sicher geschmiedet und auf das Ziel hingearbeitet. Tolle Menschen kennengelernt und wieder aus den Augen verloren. Andere sind geblieben. Ich hatte schon zu Anfang meines Arbeitslebens den Job, den ich wollte, nur das Umfeld stimmte nicht wirklich. Im Allgemeinen denke ich, dass wir an der Uni das Berufsleben zu heroisch stilisiert haben - da arbeitet man dann in nem großen Konzern und scheffelt das große Geld. Am Gehalt hat's für mich nicht gemangelt, aber an meiner Zufriedenheit und in letzter Zeit vor allem meiner mentalen Gesundheit. Man ist dann doch nach 6 Monaten ernüchtert, dass man einfach gar nichts erreicht, dass man Ideen hat, die die Firma voranbringt und am Ende wieder abgeschmettert wird. Schlimmer noch, wenn man in einer Bude landet, deren Chef das größte, sadistische Arschloch aller Zeiten ist und man irgendwann nur noch aufwacht und anfängt zu heulen, weil man heute nicht schon wieder fertig gemacht werden will. Inzwischen weiß ich, dass das alles nur eine tolle Fassade ist und jungen Menschen erzählt wird, wie toll es erstmal wird, wenn man sein eigenes Geld macht. Ich glaube, ich kenne keinen Menschen in meinem Freundeskreis, der sich nicht über irgendetwas beschwert, was seinen Job angeht. Ich durfte dagegen Leute kennenlernen, die sehr wohl glücklich und zufrieden sind, seit sie ihren sicheren Job gekündigt haben und nun durch die Welt reisen, selbstbestimmt Geld machen, mit dem, was sie lieben - zum Beispiel als Tauchlehrer auf Bali. Sage ich jetzt, dass ich meine Zeit vergeudet habe? Nicht wirklich. Ich möchte dem Ganzen noch eine Chance geben, denn eigentlich liebe ich das, was ich mache. Aber nicht für menschlichen Abschaum, der seine Mitarbeiter nicht zu schätzen weiß. Denn wie das geht, habe ich schon erfahren und da brauch niemand anzukommen und einem sagen: "So rau geht es nun mal zu, da musst du die Zähne zusammenbeißen." Nein, mein Lieber, ich möchte gefordert aber auch gefördert werden und nicht arbeiten, damit du meine Ideen als deine verkaufen kannst und sonst nach unten trittst.
Am Ende ist das alles ein nicht endender Prozess der Selbstverbesserung, den man durchläuft. Wer weiß schon, in 10 Jahren schaue ich auf diesen Post und denke, wie naiv ich doch damals war. Aber Träume sind dafür da, dich glücklich zu machen und Ziele, auf die man hinarbeiten soll. Bin ich zufrieden, wo ich jetzt bin? Nicht ganz und das habe ich schon an meinem Geburtstag festgestellt, aber ich habe seither einen wichtigen Schritt gemacht und die negativen Faktoren beseitigt.
10 Jahre sind eine lange Zeit und irgendwie doch nicht. Es ist viel passiert und doch sind wir fast alle immer noch die Alten geblieben. Und bitte, lasst euch nicht einreden, ihr seid mit 30 Jahren alt. Absolut nicht. Es tut zwar alles ein bisschen mehr weh als mit 20 und ich trinke nicht mehr so viel wie früher, aber ich wurde letztes Jahr mehrfach nach meinem Ausweis gefragt und auch diese Woche war sich eine Dame nicht ganz sicher, ob sie mich nicht auch in die Jugendabteilung stecken könnte. :D Mentales Alter ist eine Frage der Einstellung.
Also auf die nächsten 10 Jahre und mehr Bloggen.