Der zweite Januar in Folge ist #veganjanuary. Ja, mit dem dummen Hashtag. Letztes Jahr haben wir uns der Herausforderung gestellt und ich habe einmal gecheated, da ich auf einer Geburtstagsfeier ein Stück Kuchen gegessen habe. Aber dafür wirklich den ganzen Monat kein Fleisch. Ich musste aber feststellen, dass so eine Art Detox für den Körper wirklich gut tut. Nach der Weihnachtszeit brauche ich einfach eine Auszeit um mal wieder aus dem Fresskoma zu kommen und eine Ernährung annehmen, die sich recht viel versagt, ist die beste Art, um nicht in Versuchung zu kommen. Bevor jetzt aber gefragt wird, was man da überhaupt noch essen darf, sollte man die Frage vielleicht eher stellen, was man da eigentlich NICHT essen darf. Denn wenn man das abzieht, dann bleibt immer noch sooooooooo viel übrig und man schafft sich selbst Räume für Experimente.



Gut, darüber wollte ich nicht reden. 11 Tage und ich habe dieses Jahr leider schon 3mal gecheated. :/ Ich wollte nicht unhöflich sein, daher habe ich eine halbe Roulade gegessen, heute das Abendessen bei einer Geburtstagsfeier und dann zu einem ganz besonderen Anlass.

Mein Chef und ich hatten vor vielen Monden einen Deal gemacht und er hat sein Versprechen eingelöst. Ich hatte ihm irgendwann mal vom Essen in der Villa Esche erzählt und wir haben ausgemacht, dort Essen zu gehen, wenn ich meine Masterarbeit erfolgreich abgeschlossen hätte. Diese Woche war es dann soweit.
Zum einen: ich war noch nie in gehobenen Kreisen essen. Und ich kam mir am Anfang ein bisschen deplaziert zwischen all den Geschäftsmännern vor, aber mein Chef und sein schicker Anzug hat dann ganz gut reingepasst, von daher habe ich mich nach 5 Minuten auch nicht mehr zu seltsam gefühlt. Wie ein Gentleman das auch macht, hat er das 4 Gänge Menu bestellt und den Wein ausgewählt (aus einer Karte von unglaublich vielen Weinen und ich habe 0 Ahnung). War einfach super. Ich hätte gerne ein paar Fotos vom Essen gemacht, aber so Food-Instagramer sollte man dann zu solchen Anlässen nicht sein. Daher kann ich nur beschreiben:
  • Gruß aus der Küche: Ravioli mit Peccorino und Trüffelfüllung
  • Vorspeise: Zweierlei vom Kaninchen mit Maroni und Périgord-Trüffel – ein Gedicht! Ich mag ja Maronen eigentlich gar nicht, aber die waren super angemacht. Das Zweierlei waren eine Teigtasche mit Kaninchenfleisch und eine Bouillon (so eine Art Essenz, sehr geschmacksintensiv). Ich kenne mich mit Trüffel nicht aus, aber schlecht schmeckt er nicht.
  • Zwischengang: Feldsalat mit Croûtons und Rahmdressing (eigentlich Hummersüppchen mit Cognac, aber ich esse nichts aus dem Meer) – Salat halt.
  • Hauptgang: Geschmorte Rehschulter vom Jäger Frank, Williamsbirne und Grießknödel – omg, die Birnen waren glasiert und unglaublich lecker (wir hätten auch die Stiele mitgegessen, wenn es möglich gewesen wäre ^-^), aber das Fleisch war so butterzart und nicht trocken, hatte noch nie so gutes Wild gegessen.
  • Dessert: Valrhona-Schokolade, Blutorange und Buttermilcheis – Dessert geht immer. Die Blutorangenfüllung der Schokolade war super. Hätte sogar mehr sein können.
Wenn man jetzt mal bedenkt, dass solche Schickimicki-Essen immer verschrien sind als mehr Schein als Sein und zu wenig auf dem Teller sei – nein, absolut nicht. Ich war angenehm satt und wir saßen auch sicher länger als 3 Stunden dort. Qualität statt Quantität, muss ich wirklich sagen. Dafür würde ich gerne mehr bezahlen.
Nachdem ich ja schon als Apperetiv einen Riesling hatte und wir dann eine ganze Flasche Wein bestellt haben (den ich zu 2/3 allein getrunken hatte), sind wir danach noch ins Buschfunk und haben nen Cocktail bestellt. Ha, da war ich aber dann doch ein bisschen beschwippst. ^-^

Aber es war ein wirklich guter Abend. Da fühlt man sich auch gleich ganz wenig nobler als man eigentlich ist. Es muss ja auch nicht immer gleich sowas sein, aber ehrlich, Essen muss einfach gut sein. Einfach ein Gedicht. Einfach etwas, was man genießt und nicht in sich reinschaufelt. Also total anders als diese bekloppten XXL-Portionen, die lieblos zusammengeschustert wurden. Essen zubereiten ist eine Kunst. Und wenn ich dann mal nicht mehr cheaten muss (so ab Februar), dann werde ich sicherlich mal anfangen, ab und zu gute Lokale zu besuchen.